Vasyl Kmet über die Universitätsbibliothek Bayreuth

Vasyl Kmet mit Ralf Brugbauer

Vasyl Kmet, Leiter der Wissenschaftsbibliothek der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw

Was sind Ihre persönlichen Eindrücke von dem Aufenthalt an der Universität Bayreuth und dem Besuch an der Universitätsbibliothek?

Durch den Aufenthalt in Bayreuth konnte ich wichtige Erfahrungen vor allem im Bereich der modernen Verwaltung von Bildungs- und Informationsprozessen an der Universität gewinnen. Deren dynamische Entwicklung sorgte dafür, dass die Uni Bayreuth innerhalb kurzer Zeit eine der Top-Universitäten Europas geworden ist. Es geht vor allem um die Integration der Bibliothek als Institution und ihrer Serviceangebote in das gesamte bildungswissenschaftliche Modell der Universität. Ihr Ziel ist es, nicht nur Wissensressourcen als Dienstleister zu besorgen, sondern sie macht aktiv Werbung und zeigt Engagement für die Erfolge des Wissenschaftsbetriebs. Ich hatte eine tolle Möglichkeit die Dienstleistungen der „Fernleihe“ zu testen, Methoden zum Erhalt und zur Digitalisierung von Handschriften und Altdrucken unter die Lupe zu nehmen und mich auf die Beteiligung der Bibliothek an der Schaffung von E-Repositorien und ihre aktive Präsenz in wissenschaftlich-metrischen Informationsprojekten (Anm.: eRef, Anbindung an Datenbanken wie Scopus, Google Scholar, etc.) zu konzentrieren.

 

In welchen Bereichen sehen Sie die Möglichkeiten für die Zusammenarbeit zwischen den Universitätsbibliotheken in Bayreuth und in Lwiw?

Ich denke, vor allem im Bereich der modernen Methoden zum Bibliografieren von wissenschaftlichen Informationen und zur Schaffung von E-Repositorien und E-Services. Die Erfahrungen der KollegInnen aus Bayreuth wären für die Formulierung und Realisierung einer Entwicklungsstrategie der Wissenschaftsbibliothek der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw als Bildungs-, Ressourcen- und Informationszentrum sehr hilfreich. Wichtig ist auch die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen im Bereich der Partizipation der Fakultäten und Forschungsinstitute an der Ausgestaltung von Bibliotheksservices. Und natürlich rechnen wir mit der Zusammenarbeit in für uns strategischen Fragen des Erhalts und der Digitalisierung des nationalen Kulturerbes.

 

Was sind Ihres Erachtens die wesentlichsten Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Bibliothek der Bayreuther Universität und der Bibliothek, die Sie leiten?

Es war für mich eine Freude zu sehen und auch demonstriert zu bekommen, was wir heutzutage – so oder so ähnlich – auch an unserer Universität machen oder in Zukunft machen möchten. Ich möchte betonen, dass wir in vielen Fragen, die mit der Bibliothek zu tun haben, uns einig waren. Darüber hinaus konnten wir die Effizienz und die Sinnhaftigkeit von vielen Projekten (Anm.: an der Uni Bayreuth) sehen, die aus verschiedenen Gründen viel langsamer in der Ukraine implementiert werden. Die wesentlichen Unterschiede sind mit der zum Teil staatlichen Steuerung und Koordinierung des Bibliotheksnetzes und der Versorgung mit wissenschaftlichen Ressourcen verbunden: von der entsprechenden Finanzierung, über die Vereinheitlichung von Software bis hin zur institutionellen Kultur organisatorischer Entscheidungen. Im Vergleich zu unseren BibliothekarInnen, die eigenständig oder zusammen mit der Universitätsverwaltung und den Fakultäten viele Fragen lösen müssen, sind die BibliothekarInnen an der Universität Bayreuth vor allem kreative Vollzieher des vom Freistaat Bayern vorgegebenen Rahmens und dessen Zielvereinbarungen. Die Berufung auf die Entscheidungen der bayerischen Regierung zeugt von der Effizienz der Staatspolitik und von der Motiviertheit und von der hohen Leistungsfähigkeit der Projekttätigkeit von WissenschaftlerInnen der Universität. Dies ermöglicht es auch Mittel für die Entwicklung von Dienstleistungen und Infrastruktur zu verwenden und nicht nur für die Betriebsmechanismen. Effektiv sind – meiner Erfahrung nach – auch die Tätigkeiten von Verbänden und Vereinen in Deutschland. Ich meine den bayerischen Bibliotheksverbund, der die Tätigkeit von einzelnen Institutionen unter anderem im Bereich der Konservierung und Restauration von Buchdenkmälern, Digitalisierung der Ressourcen, aber auch in Hinblick auf die spezialisierten Bestände der Bibliotheken koordiniert. Der letzte Faktor ist besonders bei der Verbesserung der Beschaffungspolitik effizient, weil die Vernetzung von Services es erlaubt, die Bestände wesentlich zu optimieren. Die Lesesäle in den Abteilungen der Bibliothek sind voll ­– StudentInnen und DozentInnen haben die Möglichkeit in komfortablen Bedingungen mit entsprechender technischer Ausrüstung zu arbeiten. Praktische Möglichkeiten zum Kopieren und Scannen – diese technische Ausstattung dafür gibt es in jeder Bibliotheksabteilung.

 

Eine wesentliche technische Innovation in der Arbeit der Bibliothek in Bayreuth ist die Schaffung des Repositoriums „ePub“: Dies ist für uns in Hinsicht auf die Anzahl der Medieneinheiten, die bearbeitet werden, und ihre Integration in Dienste der Universität Bayreuth, aber auch bei der Zusammenarbeit mit Anbietern von Informations- und wissenschaftlich-metrischen Dienstleistungen neu. Das Sammeln von Erfahrungen in Bezug auf elektronisches Bibliografieren und Publizieren beginnt bei uns erst. Daher wäre für uns auch interessant, wie man diese Services organisatorisch integriert und wie man ein System zur Schulung von MitarbeiterInnen der Bibliothek und der Universität, insbesondere im Bereich der digitalen Kompetenz, etabliert.

Wissenschaftliche Bibliothek der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw
Universitätsbibliothek Bayreuth

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